Allianz Geschäftsbericht 2012 auf Platz 1 beim Wettbewerb “Der beste Geschäftsbericht”
Ich freue mich und bin auch ein bisschen stolz: Der Geschäftsbericht 2012 der Allianz SE, an dem ich redaktionell mitgearbeitet habe, ist Sieger im renommierten Wettbewerb “Der beste Geschäftsbericht” des Manager Magazins.
Grund für die “Goldmedaille” war vor allem die hervorragende Aufbereitung der Ertrags- und Vermögenslage, die überdurchschnittliche Analyse der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie die exzellente Darstellung im Risiko- und Prognosebericht. Aus meiner persönlichen Sicht kann ich dies nur bestätigen: Es ist wirklich eine Freude, diese ebenso umfassenden wie präzisen Analysen zu lesen und zu bearbeiten.
Mein Glückwunsch geht an das GB-Team der Allianz - vielen Dank dafür, dass ich bei diesem Projekt dabei sein durfte! :-)
Checklisten für hervorragende Geschäftsberichte
Zweifellos ist der Wettbewerb “Der beste Geschäftsbericht”, den das Manager Magazin jährlich ausrichtet, nicht das alleinige Maß aller Dinge. Dennoch: Die Kriterien, die die Jury bei der Bewertung anlegt, sind eine hervorragende Orientierungshilfe für all jene Unternehmen, die ihren Stakeholdern einfach nur einen guten Geschäftsbericht bieten wollen - jenseits aller Awards und Auszeichnungen.
Die Checklisten von Professor Jörg Baetge, der beim “Besten Geschäftsbericht” die inhaltliche Seite beurteilt, sind dabei besonders hilfreich, bilden sie doch ab, was Kapitalmarktprofis (allen voran Finanzanalysten, Fondsmanager und Wirtschaftsprüfer) von guten Geschäftsberichten erwarten. Baetge bietet Checklisten mit rund 330 Kriterien jeweils für Industrie und Handel, Banken und Versicherungen.
Hier geht es zum Download.
Geschäftsbericht als Klopapier-Rolle: Authentische Kommunikation - oder auffallen um jeden Preis?
Der Wert von Finanz- und Unternehmenskommunikation steht und fällt mit ihrer Authentizität. Mit ihrer Glaubwürdigkeit, ihrer Stimmigkeit. Denn nur authentische Kommunikation ist auch langfristig und nachhaltig vertrauenswürdig.
Was das konkret bedeuten kann, bekam ich während und nach der Finanz- und Wirtschaftskrise zu spüren: Kunden stornierten bereits beauftragte Imagekapitel wieder, weil sie Aktionäre, Investoren, Mitarbeiter und andere Stakeholder nicht mit auf Hochglanzseiten gedruckten Imagebotschaften irritieren wollten, während ihr operatives Geschäft darnieder lag und Personal entlassen wurde. Zurecht, wie ich fand – denn welches Signal hätten sie sonst ausgesandt?! “Form follows function” gilt im übertragenen Sinne auch hier. Wer über ein wenig erfolgreiches Jahr zu berichten hat, sollte zu keinen überdimensionierten, allzu aufwändig gestalteten Geschäftsbericht nutzen.
Doch was soll man vor diesem Hintergrund von Unternehmen wie die Schweizer Ringier AG halten, die ihren Jahresbericht 2011 als Klopapier-Rolle präsentiert. Soll dies auf eine sehr bildhafte und zugleich provokative Art und Weise sagen: Unser letztes Geschäftsjahr war für den A ...llerwertesten?
Kunst statt Kommunikationsstrategie?
Als ich von diesem Geschäftsbericht las, bin ich natürlich sofort neugierig geworden und habe ihn bei Ringier bestellt. Vor ein paar Tagen kam er nun: tatsächlich, ein Geschäftsbericht als Toilettenpapier-Rolle.
Noch vor dem Öffnen der Rolle fiel mir ein kleiner Zettel in die Hände: Dies sei nun keine gewöhnliche Klopapier-Rolle, nein, dies sei Kunst. Der Italienier Maurizio Cattelan habe den Jahresbericht 2011 gestaltet. Später im Prolog von Verwaltungsratspräsident Michael Ringier folgen weitere Erläuterungen – für selbsterklärend hat man die Klopapier-Kommunikation wohl selbst bei Ringier nicht gehalten: Vor dem Hintergrund des schwierigen Mediengeschäfts müsse sich das Unternehmen neu erfinden. Die Experimentierfreude von Cattelan, seine Art ganz neu und anders zu denken und Dingen neu zu sehen, seien hier Vorbild. Deshalb habe man den Künstler den Auftrag zur Gestaltung übertragen – wohlwissend, dass er provokativ wirken würde.
Nun, ich habe nichts gegen Provokation, nichts gegen Kunst und noch weniger gegen kreative Darstellungsformen. Aber ob es keine andere, positiv besetztere Möglichkeit gegeben hätte und sich Ringier mit der Jahresberichts-Toilettenpapierrolle wirklich einen kommunikativen Gefallen tut – das wage ich dennoch zu bezweifeln.
Schwimmhilfe, wenn das Geschäft baden geht.
Dass es auch anders und dabei deutlich charmanter geht, bewies 2002 die Medienagentur antwerpes ag aus Köln. Auch sie hatte ein schwieriges Jahr zu bewältigen gehabt – und präsentierte ihren Geschäftsbericht in Form einer Schwimmhilfe (in der Pdf-Ansicht fehlt leider der Schimmflügel-Einband zum Aufblasen! ;-)). Besonders gelungen fand ich, dass nicht nur die Gestaltung, sondern auch der Text dieses Thema durchgängig aufgriff - selbst bis in den Lagebericht hinein. Dieser Geschäftsbericht gehört für mich deshalb seit Jahren zu den Musterbeispielen für gut gemachte, authentische Finanzberichterstattung.
Geschäftsbericht goes Youtube
Geschäftsberichte als Video? Migros macht es vor - und zwar ziemlich erfolgreich, denn der 2-Minuten-Spot gehört zu den Anwärtern auf einen Titel bei der diesjährigen Schweizer ADC-Preisverleihung.
Sicherlich eine nette Idee, die wichtigsten Geschäftszahlen in einem kleinen Image-Filmspot aufzubereiten - wobei ich mir bei Migros den Text ein wenig ... weniger dröge gewünscht hätte. Besonders weil die filmische Umsetzung ansonsten recht charmant und witzig ist:
Same procedure: “Der beste Geschäftsbericht”.
Jedes Jahr im Oktober blickt die IR-Welt gespannt ins Manager Magazin. Denn dort wird er bekannt gegeben: Deutschlands “bester Geschäftsbericht”. Zwar gab es in diesem Jahr ein wenig „Bäumchen wechsel dich”: ThyssenKrupp und Adidas sind von Platz 1 und 3 auf die Positionen 5 und 10 nach unten gerutscht, während K+S vom letztjährigen 7. Platz auf Platz 1 vorrückte. Dennoch waren unter den besten Zehn sechs, die auch schon im Vorjahr (und den Vorjahren!) ganz vorn dabei waren.
Sprachlich brillierte wie bereits 2009 Gildemeister (98,33 von 100 möglichen Punkten). Was mich ein wenig wundert, denn ich finde Stil und Tonalität der Gildemeister-Texte ... nunja: sehr schlicht. Kurzer Satz auf kurzen Satz. Subjekt-Prädikat-Objekt. Das ist sicherlich gut verständlich - aber auf Dauer doch ein wenig eintönig?! Nun, wer’s mag - und Herr Professor Keller (seines Zeichens Juror des GB-Wettbewerbs) tut es offensichtlich. ;-) Ich hingegen finde, dass auch Lageberichte ruhig ein wenig abwechslungsreicher geschrieben werden können - ohne dass darunter ihre Verständlichkeit leidet.
Dass ich einen meiner Kunden, dessen Geschäftsberichtstexte ich erstmals nicht nur korrigierte, sondern redigierte, in der Kategorie Sprache von 75 auf 90 Punkte “hochhieven” konnte, spricht wohl für diese These! :-)